Agile Transformation der öffentlichen Verwaltung in Deutschland wurde 2021 im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP verankert. Andere Staaten wie die USA in 2021 und Südkorea in 2023 haben sich ähnliche Ziele gesetzt. Doch was ist Agilität? Hält agiles Arbeiten, was es verspricht? Und warum existiert mittlerweile so viel Kritik an der Agilität? Diese und weitere Fragen hat Reza Hosseini, Projektleitung / fachlicher Architekt, ITZBund im Auftrag der USU im Rahmen des Online Kongress Zukunft Digital näher betrachtet und konkrete Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung geliefert. 

Agilität – Mehr als Methoden

Agilität wird in der Praxis oftmals auf Frameworks wie Scrum reduziert. Doch agiles Arbeiten bedeutet weit mehr als die bloße Anwendung von Methoden. Es beschreibt eine Haltung und ein Verhalten, das auf Flexibilität, Offenheit und Zusammenarbeit abzielt. Besonders in einer komplexen Welt, die von schnellen Veränderungen geprägt ist, wird Agilität zu einer essenziellen Fähigkeit.

Von besonderer Bedeutung ist vor allem die Bereitschaft, neu zu denken, Dynamik zuzulassen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Dieses Mindset geht über starre Prozesse hinaus und erfordert, dass Menschen eigenverantwortlich und kreativ handeln. Besonders in Projekten mit unklaren Anforderungen oder neuen Zielsetzungen ist diese Haltung entscheidend.

Warum Agilität häufig scheitert

Die zunehmende Kritik an agilen Arbeitsweisen rührt häufig aus Missverständnissen und falschen Ansätzen. Viele Organisationen versuchen, Agilität durch die Einführung eines Frameworks zu erzwingen, ohne die dafür notwendigen kulturellen Veränderungen vorzunehmen. Wenn aber starre Hierarchien und eine auf Effizienz ausgerichtete Struktur bestehen bleiben, kann Agilität nur bedingt gelingen.

Hinzu kommt, dass Agilität nicht für jedes Umfeld gleich gut geeignet ist. Während Effizienz und Standardisierung stabile und planbare Prozesse voraussetzen, steht Agilität für Innovation und Anpassungsfähigkeit. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Balance zwischen diesen Polen zu finden.

Agilität erfordert Ausdauer und Mut

Die Einführung agiler Arbeitsweisen gleicht einem Marathon: Sie erfordert Zeit, kontinuierliches Engagement und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. In einer föderalen Struktur wie Deutschland bietet sich hier eine besondere Chance: Die Vielfalt der Länder und Kommunen ermöglicht es, innovative Ansätze in unterschiedlichen Umfeldern zu testen. So können Best Practices identifiziert und später auf breiterer Basis umgesetzt werden.

Ist agiles Arbeiten out? Ganz im Gegenteil! 

Richtig verstanden und umgesetzt, bietet agiles Arbeiten einen wirksamen Ansatz, um den Herausforderungen einer komplexen und dynamischen Welt zu begegnen. Der Erfolg liegt jedoch weniger in der Anwendung von Methoden, sondern vielmehr in einem kulturellen Wandel, der auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit setzt.

Die öffentliche Verwaltung in Deutschland hat dabei das Potenzial, Vorreiter in der agilen Transformation zu sein. Entscheidend ist, dass Menschen und ihre Haltung in den Mittelpunkt gestellt werden. Denn Agilität ist keine schnelle Lösung, sondern ein Prozess, der Wachstum, Veränderung und Engagement erfordert.

Hier können Sie den Vortrag noch einmal in ganzer Länge ansehen.